Samstag, 13. Oktober 2007 - 20 Jahre mathe 2000
Seit seiner Gründung im Jahr 1987 hat das Projekt „mathe 2000“ die Entwicklung der Mathematikdidaktik wesentlich beeinflusst und eine wachsende Zahl von Lehrerinnen und Lehrern dazu inspiriert, im Mathematikunterricht neue Wege einzuschlagen – weit über Landesgrenzen hinaus. Im Mittelpunkt der Workshops und Hauptvorträge des Symposiums werden Erfahrungsberichte stehen, die beispielhaft zeigen, wie das „mathe 2000“-Konzept für den Kindergarten und die Grundschule produktiv umgesetzt, weitergeführt bzw. tiefer erforscht werden kann. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dadurch angeregt werden, ihre eigene Praxis weiterzuentwickeln.
Die beiden Hauptvorträge werden gehalten von Prof. Dr. Renate Rasch (Universität Koblenz-Landau) und von Prof. em. Dr.Gerhard N. Müller (Uni Dortmund). Zudem werden 13 Workshops angeboten.
Hauptvorträge
Prof. Dr. Renate Rasch, Universität Koblenz-Landau
Frühes operatives Denken beim Bearbeiten von Textaufgaben
Prof. em. Dr. Gerhard N. Müller, Universität Dortmund
Vom Falten zum Pythagoras, vom Einmaleins zur Algebra, vom Denkspiel zur Logik
Workshops
Ellen Beck, Karin Adler und Brigitte Wagner, GS Türkheim
Blitzrechentraining mit Eltern als Rechentrainern
Melanie Bühling, GGS Westenfeld, Bochum-Wattenscheid
Förderung einer leistungsheterogenen Lerngruppe am Beispiel des Kleinen Einmaleins
Jana Engbert, GS Adendorf, Wachtberg
Förderung allgemeiner Kompetenzen im Mathematikunterricht am Beispiel von Rechenketten
Cornelia Kruspel, Kath. Kindergarten Christ König, Ludwigshafen
Ein 10-Wochenprogramm zur mathematischen Frühförderung
Michael Link, Universität Dortmund
Zahlenmuster entdecken und beschreiben - Leistungen erfassen und Kompetenzen fördern
Susanne Meßmer, Konrektorin der Grund- Haupt und Werkrealschule Eigeltingen
Arithmetik und Geometrie vernetzen!
Christiane Mika, Schulleiterin VinckeGrundschule Dortmund und Annette Mojsa-Paul, Leiterin der TEK Stahlwerkstraße FABIDO
Mathematische Frühförderung: Ein Kooperationsprojekt zwischen Kindergarten und Grundschule
Muss leider entfallen!
Susanne Pfeil, Fachleiterin Mathematik Studienseminar Erfurt, Landeskoordinatorin Sinus- Transfer Grundschule Thüringen
Veränderte Aufgabenkultur im Mathematikunterricht -Veränderte Aufgaben? Oder veränderte Kultur?
Wolf-Rüdiger Rink, Grundschule Atter, Osnabrück und Frank Andreas, Niedersächsisches Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Hildesheim
Auf dem Weg zu produktiven Aufgaben
Rudolf Keßler, Grundschule Burbach
Schönheit und Harmonie geometrischer Formen
- ein 1. Ansatz, Kunst und Mathematik zu verknüpfen -
Julia Voßmeier, Universität Dortmund
Schriftliche Standortbestimmungen im Mathematikunterricht
Rita Wieneke, Schulleiterin GS Lange Straße, Ganderkesee
Geometrie mit Fantasie
Salome Tschopp, Schule Lupsingen, und Hanspeter Gerber, Universität Bern, Schweiz
Differenzieren mit Lernumgebungen in der Grundschule - Beispiele aus der Praxis
Zusätzliche Workshops
Prof. Dr. Christoph Selter, Uni Dortmund
Leistungen fördern, feststellen, beurteilen
Der angekündigte Workshop von Prof. Dr. Marja van den Heuvel-Panhuizen kann leider nicht stattfinden.
Hauptvorträge
Prof. Dr. Renate Rasch, Universität Koblenz-Landau
Frühes operatives Denken beim Bearbeiten von Textaufgaben
Die Einbeziehung von Textaufgaben in den Mathematikunterricht der Grundschule kann das operative Denken der Kinder von Schulbeginn an fördern. Auf der Grundlage von Sachsituationen ist es möglich, frühzeitig alle vier Grundrechenoperationen anzusprechen. Im Rahmen von Kontexten kann das Verständnis für Teil-Ganzes- Beziehungen gefördert werden. Darüber hinaus ist es sinnvoll, auf weitere Operationen, die sonst in der Grundschulmathematik eher eine untergeordnete Rolle spielen, aufmerksam zu machen, so z. B. auf das Teilen im Verhältnis, auf proportionale Beziehungen, auf anspruchsvolle Vergleichssituationen. Um Textaufgaben auf diese Weise für die Entwicklung mathematischen Wissens zu nutzen, ist es wichtig, das Lösungspotenzial der Grundschulkinder einschätzen zu können. Das im Vortrag dargestellte Projekt hat unter anderem das Ziel, Fähigkeiten zum Textaufgabenlösen in Abhängigkeit von dem Vorwissen und den schulischen Erfahrungen der Kinder zu erfassen.
Prof. em. Dr. Gerhard N. Müller, Universität Dortmund
Vom Falten zum Pythagoras, vom Einmaleins zur Algebra, vom Denkspiel zur Logik
Nach Friedrich Froebel müssen Kinder schon sehr frühzeitig angeregt und angeleitet werden, „denkend tätig zu werden.“ In dem Vortrag wird aufgezeigt, wie bereits im Primarbereich die entscheidenden Grundlagen für die Algebra, Geometrie und Logik, aber auch für die Modellierungsaufgaben des Sekundarbereichs gelegt werden. Die frühzeitige mathematische Ausrichtung erscheint umso wichtiger, als nach dem englischen Mathematiker Clifford (1845 1879) gilt: „Die Mathematik ist das Tor zur Naturwissenschaft und dieses Tor ist so eng und schmal, dass man nur als kleines Kind hineinkommen kann.“
Workshops
Ellen Beck, Karin Adler und Brigitte Wagner, GS Türkheim
Blitzrechentraining mit Eltern als Rechentrainern
Im Workshop soll am Beispiel einer 3. Klasse berichtet werden, wie Eltern für die Mitwirkung an einer intensiven Umsetzung des zentral wichtigen Blitzrechenkurses gewonnen wurden, wie spezielle „Rechenfitnessstunden“ mit Eltern organisiert sind und wie sie inhaltlich ablaufen. Der große Erfolg wird anhand der Leistungsentwicklungen einzelner Schülerinnen und Schüler konkretisiert. Eine der beteiligten Mütter wird im Workshop über ihre Erfahrungen als Blitzrechentrainerin berichten. Kurz eingegangen wird auch auf den schulübergreifenden Austausch im Rahmen des bayerischen Schulentwicklungsprogramms „MODUS 21“, an dem die GS Türkheim als Modellschule beteiligt ist.
Melanie Bühling, GGS Westenfeld, Bochum-Wattenscheid
Förderung einer leistungsheterogenen Lerngruppe am Beispiel des Kleinen Einmaleins
Wie kann der Mathematikunterricht so gestaltet werden, dass trotz eines gemeinsamen Themas alle Kinder in ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden? Am Beispiel des Kleinen Einmaleins werden in diesem Workshop neben der Konzeption einer Standortbestimmung zahlreiche Unterrichtsaktivitäten vorgestellt, die sich bereits mit geringem Materialaufwand umsetzen lassen und dabei sowohl die Heterogenität der Lerngruppe als auch die Umsetzung allgemeiner Lernziele berücksichtigen. Dazu werden Schülerbeispiele aus einem 2. Schuljahr präsentiert und Lernfortschritte einzelner Kinder aufgezeigt.
Jana Engbert, GS Adendorf, Wachtberg
Förderung allgemeiner Kompetenzen im Mathematikunterricht am Beispiel von Rechenketten
Der Mathematikunterricht verfolgt neben inhaltlichen Lernzielen auch allgemeine Lernziele wie das Kreativ-Sein, Mathematisieren, Begründen, Darstellen und Kooperieren. Im Workshop wird gezeigt, wie mit dem Übungsformat „Rechenketten“ diese Kompetenzen besonders gefördert werden können. Dabei werden auch Möglichkeiten zur Durchführung von Rechenkonferenzen vorgestellt.
Cornelia Kruspel, Kath. Kindergarten Christ König, Ludwigshafen
Ein 10-Wochenprogramm zur mathematischen Frühförderung
Im Rahmen der von der BASF Aktiengesellschaft unterstützten "Offensive Bildung" wurde im Projekt "Vom Klein-Sein zum Einstein" ein Schwerpunkt auf die frühkindliche, naturwissenschaftliche Bildung gelegt. In diesem Kontext haben 75 Kindergartenkinder im Alter von 3 bis 6 Jahren intensiv über 10 Wochen Teile des "mathe 2000"- Frühförderprogramms bearbeitet. Der Workshop wendet sich an ErzieherInnen und LerherInnen und soll den Bau fachlicher Brücken zwischen Kindergarten und Grundschule unterstützen. Es wird darüber berichtet, wie das Projekt vorbereitet, durchgeführt und wissenschaftlich begleitet wurde und welche Erfahrungen gemacht wurden.
Michael Link, Universität Dortmund
Zahlenmuster entdecken und beschreiben - Leistungen erfassen und Kompetenzen fördern
Allgemeine Lernziele wie Mathematisieren, Entdecken, Argumentieren und Darstellen haben im Konzept von mathe 2000 von Anfang an eine tragende Rolle gespielt. Mathematik wird dabei als Wissenschaft von den Mustern verstanden, und in den letzten 20 Jahren wurden auf diesem Verständnis basierend zahlreiche Aufgaben entwickelt, bei deren Bearbeitung Kinder im Mathematikunterricht Muster entdecken und beschreiben können.
In diesem Workshop sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie die Leistungen von Kindern beim Beschreiben von Zahlenmustern charakterisiert werden können. Darauf aufbauend werden Vorschläge für den Unterricht vorgestellt, wie Kinder beim Beschreiben von Zahlenmustern unterstützt werden können.
Susanne Meßmer, Konrektorin der Grund-, Haupt- und Werkrealschule Eigeltingen
Arithmetik und Geometrie vernetzen!
Im Workshop sollen Lernumgebungen erarbeitet und didaktisch analysiert werden, die bewusst auf Beziehungen zwischen Arithmetik und Geometrie abzielen und das Verständnis für beide Bereiche fordern und fördern. Für solche Lernumgebungen sprechen die starke Handlungsorietierung, ihr hoher Aufforderungscharakter für Kinder sowie die bewusste Förderung des vernetzten Denkens.
Christiane Mika, Schulleiterin VinckeGrundschule Dortmund und Annette Mojsa-Paul, Leiterin der TEK Stahlwerkstraße FABIDO
Mathematische Frühförderung: Ein Kooperationsprojekt zwischen Kindergarten und Grundschule
Die Anschlussfähigkeit von Bildungseinrichtungen wurde in den letzten Jahren oft diskutiert und angemahnt. Doch mittlerweile gibt es auch vielfältige positive Erfahrungen aus der Praxis: Seit 5 Jahren werden die Materialien der „Kleinen Zahlenbücher“ an zwei Dortmunder Grundschulen in einem vorschulischen Matheprojekt eingesetzt, das in der Zeit zwischen Anmeldung und Einschulung von Lehrerinnen und Erzieherinnen gemeinsam durchgeführt wird. Grundlagen dieser gelungenen Kooperation, organisatorische Eckpunkte, begleitende Elternarbeit sowie die Einsatzmöglichkeiten der Materialien der Zahlenbücher und erste Erfahrungen mit den neuen „Kleinen Formenbüchern“ in der geometrischen Frühförderung werden vorgestellt.
Susanne Pfeil, Fachleiterin Mathematik Studienseminar Erfurt, Landeskoordinatorin Sinus- Transfer Grundschule Thüringen
Veränderte Aufgabenkultur im Mathematikunterricht -Veränderte Aufgaben? Oder veränderte Kultur?
Aufgaben im Mathematikunterricht der Grundschule stehen immer mehr im Focus der Öffentlichkeit. Das Potenzial einer Aufgabe wird aber auch durch den Umgang von Lehrern und Schülern mit ihr im Unterricht bestimmt.
Im Workshop geht es um Einblicke in die Arbeit im Rahmen von Sinus-Transfer Grundschule in Thüringen. Es werden ausgewählte Beispiele zur Veränderung von Aufgaben, aber auch zur daraus resultierenden Veränderung der Unterrichtskultur vorgestellt und besprochen. Hierbei geht es besonders um eine parallele Berücksichtigung von inhaltlichen, aber auch prozessbezogenen Kompetenzen, wie z.B. die Fähigkeit, Alltagssituationen zu mathematisieren, Situationen experimentierend zu erforschen, Beziehungen und Strukturen zu entdecken und Sachverhalte zu beschreiben und zu begründen. Diese werden durch eine immer stärkere Etablierung von produktiven Lernumgebungen und den Einsatz von „guten“ Aufgaben im Unterricht gefördert. Im Workshop soll dies durch zahlreiche Beispiele untermauert werden.
Wolf-Rüdiger Rink, Grundschule Atter, Osnabrück und Frank Andreas, Niedersächsisches Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Hildesheim
Auf dem Weg zu produktiven Aufgaben
Im Workshop soll mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeitet werden, wie man produktive Aufgaben zur Förderung und Forderung im täglichen Unterricht einsetzen und aus traditionellen Aufgabenformaten prozessorientierte Lernumgebungen entwickeln kann.
Rudolf Keßler, Grundschule Burbach
Schönheit und Harmonie geometrischer Formen
- ein 1. Ansatz, Kunst und Mathematik zu verknüpfen -
Teil 1: Zeichenübungen lassen sich so organisieren, dass ästhetisch schöne Gebilde entstehen. Schülerarbeiten werden Anregungen zu eigenen Aktivitäten geben. Bitte Geodreieck, Zirkel, Blei- und Buntstifte mitbringen!
Teil 2: "Das schönste aller Dreiecke" (Platon) und das Zweitschönste, werden Ausgangspunkte zur gemeinsamen Entwicklung einer Unterrichtseinheit sein. Kreativität und Fantasie erhalten Freiräume!
Julia Voßmeier, Universität Dortmund
Schriftliche Standortbestimmungen im Mathematikunterricht
Bereits Vorschulkinder verfügen über vielfältige Vorkenntnisse. Aber auch vor der Behandlung einzelner Themen in den folgenden Klassenstufen beherrschen Kinder häufig schon Teile des neu zu erlernenden Stoffs. Für jede Lehrerin kann es bei der Planung ihrer Unterrichtseinheit von Vorteil sein, systematisches Wissen über die individuellen Vorkenntnisse der Kinder zu gewinnen, um den Unterricht entsprechend darauf abzustimmen. Im Workshop sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, schriftliche Standortbestimmungen für den Mathematikunterricht zu konstruieren, sie einzusetzen und daraus Konsequenzen für die weitere Arbeit zu ziehen. Vorgestellt und diskutiert werden sollen Kriterien, Beispiele und zugehörige Schülerlösungen.
Rita Wieneke, Schulleiterin GS Lange Straße, Ganderkesee
Geometrie mit Fantasie
Die Bearbeitung geometrischer Lerninhalte aus den Kompetenzbereichen „Raum und Form“ sowie „(Geometrische) Muster und Strukturen“ scheitert im Unterrichtsalltag oft an dem vermuteten medialen Aufwand. In diesem Workshop wollen wir Aufgabenbeispiele zu Formen, Flächen und Mustern erkunden, die die Schüler mit einfachen Mitteln zur aktiv-entdeckenden Auseinandersetzung mit geometrischen Fragestellungen anregen sollen. Die allgemeinen Kompetenzen wie Problemlösen, Darstellen, Kommunizieren und Argumentieren kommen dabei ebenso zum Tragen wie spezifische geometrischen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Das Vorstellungsvermögen wird geschult und die Fantasie der Kinder angeregt.
Salome Tschopp, Schule Lupsingen, und Hanspeter Gerber, Universität Bern, Schweiz
Differenzieren mit Lernumgebungen in der Grundschule - Beispiele aus der Praxis
Im Mathematikunterricht der Grundschule streuen die Fähigkeiten der Kinder - gemessen an Lehrplanforderungen - über drei bis vier Schuljahre. Das Primarschulteam Lupsingen (Schweiz) hat in Zusammenarbeit mit Fachdidaktikern Lernumgebungen entwickelt und erprobt, die den Umgang mit Heterogenität erleichtern. Im Workshop werden Beispiele für die Grundschule und für den Kindergarten vorgestellt und Erfahrungen im Hinblick auf Differenzierung anhand von Kinderdokumenten erläutert. Der Schwerpunkt liegt auf der Unterrichtspraxis.